Bremen - Es war DER Aufreger des Spiels! Dass Schiedsrichter Bastian Dankert dem Treffer von Maximilian Eggestein aus der zehnten Minute nachträglich die Anerkennung verweigerte, entspricht zwar den Regeln des Videobeweises, doch Szenen wie diese sind die Killer des Fußballs, schimpften die Profis des SV Werder nach dem 0:0 gegen Hertha BSC.
Doppeltes Ärgernis für die Bremer: Wenige Stunden zuvor hatte Tabellennachbar Hamburger SV in Leipzig durch ein Abseitstor einen Punkt geholt. Der Videobeweis war dort nicht zur Anwendung gekommen, in Bremen schon. „Das muss mir mal jemand erklären, wie das sein kann“, echauffierte sich Zlatko Junuzovic.
Der Werder-Kapitän bezog klar Stellung gegen den Videobeweis. „In einem Spiel wird so entschieden, im anderen so – das ist doch willkürlich, das ist ein Witz“, grantelte der Österreicher: „Der Videobeweis soll Diskussionen verhindern, aber jetzt haben wir trotzdem wieder Diskussionen.“ Zum Beispiel die, ob das Werder-Tor von Maximilian Eggestein nicht doch hätte zählen dürfen. Trotz des nach Studium der Videobilder als Foul bewerteten Ellbogen-Einsatzes von Thomas Delaney gegen Herthas Fabian Lustenberger. Junuzovic: „Das war eine Fifty-fifty-Situation in der Luft. Wenn das Spiel dann weitergeht, ist es für mich auch ganz klar ein Tor.“
Auch Gondorf verärgert über den Videobeweis
So sah es auch Mittelfeld-Kollege Jerome Gondorf. „Du hast den Zweikampf, eine 50:50-Entscheidung und danach noch vier Aktionen – trotzdem muss der Schiedsrichter dann noch zum Bildschirm rennen. Das entspricht nicht meinem Bild vom Fußball. Das nimmt den Spielern und jedem im Stadion die Freude, so ein Spiel zu begleiten.“, erklärte er und regte eine andere Anwendung des Videobeweises – oder sogar dessen Abschaffung – an.
„Mit Videobeweis gibt es viel mehr Diskussionen als ohne. Da frage ich mich, wo da die Entwicklung sein soll? Ich habe nichts gegen den Videobeweis – aber bitte bei klaren Sachen wie einer Schwalbe im Strafraum. Aber nicht bei Situationen am Mittelkreis, denen nach gefühlten drei Minuten ein Tor folgt. Wenn es so angewendet wird, sollte man es abschaffen.“
Fotostrecke: Nullnummer gegen Hertha




Maximilian Eggestein, Torschütze und damit irgendwie der Hauptbetroffene, hat eine deutlich weniger drastische Meinung als Junuzovic und Gondorf: „Grundsätzlich sage ich: Wenn es die richtige Entscheidung war, dann ist das so. Vielleicht profitieren wir irgendwann auch mal davon.“
Schön wär‘s, denkt sich Florian Kohfeldt, der sich schwer tut, eine eindeutige Meinung zum Videobeweis zu entwickeln. Im aktuellen Fall sei „das Foul unstrittig gewesen“, den Ablauf danach und die lange Phase der Entscheidungsfindung empfindet er allerdings als „unnatürlich“. Außerdem: „Wenn der Videobeweis für mehr Gerechtigkeit sorgt, bin ich dafür. Aber dann muss er auch überall gleich angewendet werden.“
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