So gewann Werder mit 2:1 bei Schalke 04
Kohfeldt und die wilden Bremer
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Als Florian Kohfeldt den Platz verließ, da reckte er noch mal die Faust in den Himmel. Es war ein Gruß an die Werder-Fans, die auf der Tribüne der Schalker Arena den 2:1-Sieg der Bremer nach den späten Toren von Max Kruse (79.) und Zlatko Junuzovic (90.+4) bejubelten.
„Natürlich war da eine große Erleichterung in diesem Moment“, gestand der Coach: „Ich habe mir ja mal einen dreckigen Sieg gewünscht. Heute war es einfach mal so ein Sieg – und das im nicht schlechtesten Ambiente. Es war einfach schön.“ Zumal Werder mit dem unerwarteten Erfolg beim Tabellendritten erstmals seit dem ersten Spieltag die Abstiegsplätze verlassen hat.
„Das ist gut für den Kopf“, meinte Maximilian Eggestein und gab sich genauso wie der Trainer angenehm ehrlich: „Heute war es nicht so verdient wie in den letzten Spielen, aber das ist mir so egal.“ Werder hatte nach den drei Spielen der Rückrunde jeweils viel Lob eingeheimst, aber nie einen Sieg. Zwei Punkte waren zu wenig, um endlich in der Tabelle mal voranzukommen. Das hat sich nun geändert. Endlich gab es diesen oft zitierten Befreiungsschlag.
Doch da traten alle Beteiligten sofort auf die Bremse. „Wir sind immer noch in der gefährlichen Zone“, warnte Theodor Gebre Selassie. Und Kohfeldt mahnte: „Es gibt genügend Gründe nicht zufrieden zu sein, daran werden wir auch arbeiten.“
Übler Patzer von Pavlenka
Kohfeldt geht es um die richtige Balance zwischen sicherer Ballzirkulation und dann im Spiel nach vorne ins Risiko zu gehen. Teil eins erledigten die Bremer von Beginn an sehr gut. „Wir hatten die Spielkontrolle, das ist für ein Spiel des Tabellen-Drittletzten auf Schalke nicht das schlechteste“, freute sich Kohfeldt. Aber sein Team schaffte es nicht, den Ball in die Tiefe zu bekommen und Torgefahr zu entwickeln.
Die Schalker waren noch harmloser, hatten aber das Glück, dass Werder-Keeper Jiri Pavlenka übel patzte (24.). „Das erste Mal in dieser Saison“, wie Kohfeldt betonte. Der Tscheche hatte einen harmlosen Schuss von Yevhen Konoplyanka fangen wollen, und dann flutschte ihm die Kugel durch die Finger. Seine Kollegen spendeten ihm sofort Trost. Und Kohfeldt lobte später: „Er war danach wieder stark, um ihn mache ich mir keine Sorgen.“
Gelb-Rot für Nastasic
An dem Rückstand hatte das Team aber durchaus zu knabbern. Nach der Pause wurde es sogar noch schlimmer. „Wir wollten einen Tick höher verteidigen und dadurch sind Lücken entstanden, die Schalke genutzt hat“, analysierte Kohfeldt und gestand: „Da hätte Schalke die Partie entscheiden können.“ Doch Amine Harit (53.), Max Meyer (53.) und Franco Di Santo (54.) scheiterten an Pavlenka. Da sollte sich rächen.
Werder schaffte es ausnahmsweise mal nach vorne – und Ishak Belfodil zwang Matja Nastasic zu einem folgenschweren Foul (78.). Schiedsrichter Guido Winkmann zückte die Ampelkarte. Den anschließenden Freistoß von Ludwig Augustinsson ließ Keeper Ralf Fährmann abklatschen, Aron Johannsson setzte nach – und Max Kruse vollstreckte per Drehschuss zum 1:1 (79.).
Turbulentes Happy End
Ein Tor aus dem Nichts, die 62.000 Zuschauer in der Arena waren perplex – und die Werder-Profis nun total unter Strom. „Jeder weiß, dass ich immer gewinnen will, aber das war mir von den Jungs fast schon etwas zu wild“, meinte Kohfeldt. Denn Werder ging voll auf das 2:1 und hätte sich beinahe das 1:2 gefangen. Marko Pjaca traf aber nur den Pfosten (84.). Damit war der Weg frei für das Bremer Happy End – ein turbulentes dazu. Nach einem Lupfer von Johannsson spitzelte Maximilian Eggestein in der Nachspielzeit mutig den Ball am herausstürmenden Fährmann vorbei und wurde von ihm von den Beinen geholt. Hätte der eingewechselte Junuzovic den Ball anschließend im Duell mit Kehrer nicht über die Linie gedrückt, hätte es „Elfmeter für uns und Rot für Fährmann gegeben, hat mir der Schiedsrichter gesagt“, berichtete Eggestein: „So gefällt es mir aber besser.“
Werder hatte es tatsächlich geschafft, den ersten Sieg in diesem Jahr einzufahren. Doch Kohfeldt blickte schon weiter: „Die Jungs haben den Sieg erzwungen und dürfen das jetzt auch genießen. Aber am Dienstag wollen wir in Leverkusen ins Pokal-Halbfinale einziehen und am Sonntag gegen Wolfsburg gewinnen.“
Macht Werder so weiter, klappt es mit dem Klassenerhalt auf jeden Fall – und dann geht es auch nächste Saison zum FC Schalke. Bis dahin wissen sie dort vielleicht auch, wie der Werder-Coach heißt: Nicht Kohlfeldt mit einem l zu viel, wie es auf dem Spielberichtsbogen für die Medien stand, sondern Kohfeldt.
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